Zuhören
Der Landeshauptmann, die zuständige Gesundheitslandesrätin und die verantwortlichen Geschäftsführer sind gut beraten die Stimme der Krankenhausbeschäftigten ernst zu nehmen und ihnen zuzuhören. Die KollegInnen die die Arbeit vor Ort ,oft rund um die Uhr – 365 Tage, erledigen wissen meiner Erfahrung nach selbst am besten was sie für eine gute Dienstleistungserbringung brauchen.
Vernünftige Politik im Nationalrat möglich
Die Übergangsregierung und das freie Spiel der Kräfte im Nationalrat haben gezeigt, dass vernünftige Politik für alle ÖsterreicherInnen möglich ist! Zum Beispiel wurden gerade die Pensionsabschläge für ArbeitnehmerInnen nach 45 Arbeitsjahren abgeschafft und die Aktion 20.000 neu beschlossen.
Was ist unsere Gesundheit wert?
Gerade haben die Lohnverhandlungen der Metaller begonnen. Die Gewerkschaften GPA-djp und die Produktionsgewerkschaft (PRO GE) fordern zurecht einen gerechten Anteil der ArbeitnehmerInnen an den erwirtschafteten ZWEI MILLIARDEN EURO, die 2018 an die Eigentümer ausgeschüttet worden sind.
Ich habe selbst in der Metallbranche gelernt und schon 1994 stellte ich mir die Frage, wieso z.B. in der VOEST rund um die Uhr ein „Schichtmeister“ im Dienst ist, in der Pflege aber „nur“ von 6 bis 14 Uhr? Ich fragte mich, ob Stahl mehr Wert sei, als die Gesundheitsdienstleistung. Vor kurzem bekam ich dazu eine Antwort von dem zuständigen Gewerkschaftssekretär: „Die Kosten für den Schichtmeister rund um die Uhr sind im Verhältnis zu den Kosten von Fehlproduktionen und Stillständen so gering, dass ein Stahlunternehmen gerne dafür sorgt, dass ein Schichtmeister die Qualität/Fehlproduktionen und Stillstände überwacht und minimiert.“
Ich bin der Meinung, dass kein Produkt der Welt (außer überlebensnotwendige Medikamente und Medizinprodukte) so wertvoll sein kann, wie eine ganzheitliche Gesundheitsdienstleistung! Für eine hohe Versorgungsqualität rund um die Uhr braucht es zumindest genug Personal, gerade auch in der Nacht und am Wochenende/Feiertag! Menschen, insbesondere kranke Menschen, brauchen Zuwendung, jemanden der sich um sie sorgt, der sich um sie kümmert, der ihnen hilft, dass es ihnen wieder besser geht! Das geht eindeutig über die rein medizinische Dienstleistung (Operation, Intervention, Untersuchungen) hinaus! WissenschaftlerInnen wissen das schon lange. Ich frage mich, wann die zuständigen LandespolitikerInnen endlich die dringend notwendigen Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, Entlohnungen, Aus- Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten schaffen. Jedenfalls ist es für die Gesundheit vieler KollegInnen bereits jetzt fünf nach Zwölf!
Sofortiger Handlungsbedarf
Allem voran steht dabei die Schaffung von Dienstposten im Krankenhausbereich, denn gerade an der permanenten Unterbesetzung liegt es, dass viele KollegInnen stark unter Zeitdruck und Überlastung leiden! Und hier schreibe ich nicht nur von Dienstposten im Pflegebereich, sondern auch in den med. technischen Berufen, medizinischen Assistenzberufen, im hauswirtschaftlichen Bereich und im Versorgungsbereich. Dieses Personal ist am Arbeitsmarkt entgegen verfügbar, sofern die Arbeitsbedingungen, die Entlohnung und die Aus-,Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten attraktiv genug sind.
Politik setzt Rahmen für Betriebsratsarbeit
Als BetriebsrätInnen erleben wir, so wie ihr selbst auch, gerade im öffentlichen Betrieb die Auswirkungen hautnah. Die Erfahrungen mit über 60-Stunden-Wochen, die Verkürzung der Ruhezeiten nach Rufbereitschaften, das Dilemma mit der Altersteilzeit, das mittlerweile über zwei Jahre lange Warten auf die Wiedereingliederungsteilzeit, das permanente Einspringen, die Flucht der KollegInnen in Teilzeit, die wachsenden Langzeitkrankenstände, uvm.
Den Gipfel stellt aber der Umstand dar, dass nicht einmal in Landesbetrieben die aktuellen gesetzlichen Bestimmungen zur Gänze eingehalten werden. Das beste Beispiel dafür sind die Schutzmaßnahmen für das Krankenpflegepersonal. In Artikel V, §3, Zeile 2 steht dort „Für jeden Nachtdienst (..) gebührt ein Zeitguthaben im Ausmaß von (..) zwei Stunden. Der Verbrauch dieses Zeitguthabens ist anlässlich der nächsten Dienstzeiteinteilung zu vereinbaren.
Was im ehem. AKh Linz gang und gäbe war, wird aktuell für Landesvertragsbedienstete leider nicht eingehalten. Dabei geht es hier bei z.B. fünf Diensthabenden pro Nacht um monatlich 300 NSchG/ZAN-Stunden, welche im Folgemonat konsumierbar sein müssten!
Deine/Ihre Stimme kann entscheiden
Von der nächsten Bundesregierung erwarte ich mir, so wie von der Übergangsregierung, eine ausgewogene, vernünftige Politik für alle ÖsterreicherInnen!
Damit sich Landes- und Bundesregierungen an die selbst beschlossenen Gesetze halten und diese nicht zu Lasten der ArbeitnehmerInnen weiter abändern, müsst ihr/müssen Sie am Sonntag, den 29. September zur Nationalratswahl gehen und dort jene Partei wählen, die eure/Ihre Interessen am besten vertritt.
Falls das viele ArbeitnehmerInnen so machen, wird die nächste Bundesregierung auch eine ausgewogene Politik für alle ÖsterreicherInnen machen müssen.
Denn so brutal, wie in den letzten Jahren den ArbeitnehmerInnen ihre Rechte genommen wurden (z.B.: Mitbestimmung in der Sozialversicherung und Enteignung der OberösterreicherInnen), kann es meiner Meinung nach nicht weitergehen! Einen neuerlichen Angriff auf unsere Arbeiterkammer müssen wir unbedingt verhindern!
Gemeinsam gute Rahmenbedingungen schaffen
Abschließend danke ich allen KollegInnen, die sich an der Betriebsratswahl im Mai 2018 beteiligt haben. Ich hoffe auf eine hohe Wahlbeteiligung bei den anstehenden Nationalratswahlen und im Herbst 2021 bei den Oö-Landtagswahlen! Dadurch hätten wir insbesondere im Kepler Universitätsklinikum bessere Karten für die Umsetzung der „fünf Pläne für den Med Campus“ in der Hand!
Euer
Helmut Freudenthaler
Betriebsausschussvorsitzender Med Campus