Linz, 18. April 2019
Geht man im Moment durch die Gänge des Kreißzimmers, stellt sich die Stimmung wieder durchaus optimistischer dar, als noch vor zwei Jahren. Dort und da wieder lächelnde Gesichter, als Zeichen, dass wir als Team gemeinsam mit unserem Betriebsrat und der Gewerkschaft schon einiges geschafft haben.
Bis dato wurden schon einige Ziele erreicht, wie etwa Pflegehelfer auch in der Nacht, die – wie auch am Tag – eine wichtige Stütze sind, um das teilweise sehr hohe Arbeitspensum zu schaffen. Ebenso konnten wir auf den allgemeinen Hebammenmangel aufmerksam machen. Daraus resultierte, in Kooperation mit der FH Gesundheitsberufe und nach einer Bedarfserhebung seitens des Landes OÖ, ein jährlicher Start eines Hebammenstudienlehrgangs.
Nach zahlreichen Gesprächen in Kleingruppen, durch Vertreterinnen des Hebammenteams mit der Kreißsaalleitung, dem Leiter der Geburtshilfe, der Pflegedienstleitung, der kollegialen Führung und Vertretern des Landes OÖ wurde der Personalmangel im Kreißzimmer ernst genommen. So freuen wir uns neben den bereits frisch zu uns gestoßenen Hebammen, im Herbst 2019 14 neue Hebammenkolleginnen begrüßen zu dürfen. Somit kann in Zukunft hoffentlich die Optimalbesetzung von einer Hebamme mehr im Dienst durchgehend gewährleistet werden, d.h. fünf Hebammen am Tag, sechs Hebammen in der Nacht.
Mehr Hebammen bedeuten mehr Zeit für die Frauen und Eltern, für individuellere Wege der Betreuung und mehr Zufriedenheit für Frauen, Angehörige und auch Hebammen.
Die bisher erreichten Ziele geben uns Kraft und Motivation an eine gute und unseren Qualitätsansprüchen entsprechende Geburtshilfe auch in Zukunft zu glauben, sowie dranzubleiben noch unterfüllte Ziele konsequent zu verfolgen.
Wir Hebammen sind sehr stolz auf unser Team und die gute Zusammenarbeit mit den anderen Professionen.
Es gilt weiterhin die Zusammensetzung des Teams im Auge zu behalten, da es Jahre dauert solch ein Team neu aufzubauen. Leider haben wir bereits die letzten zwei Jahre langjährig gediente Hebammen verloren. Somit ist es umso wichtiger, erfahrene Kolleginnen halten zu können, um das immense Wissen zu bewahren und weiterzugeben und jungen Hebammen ein Umfeld zu schaffen, indem sie ihre Energie und neue Ideen einbringen können.
Das Kepler Universitätsklinikum (KUK) ist also weiterhin gefordert, beispielsweise im Bereich der Fortbildungen sowohl finanzielle aber auch zeitliche Unterstützung zu gewährleisten. Es muss auch in unserem Bereich möglich sein, sinnvolle Weiterbildung zu fördern und anzuerkennen! Wichtige internationale Veranstaltungen, wie etwa den eben stattgefundenen großen geburtshilflichen Kongress in Mannheim (D) mit 3000 Teilnehmern, ermöglichen es, als Hebammenteam immer am aktuellen Stand der Wissenschaft zu sein und neue evidenzbasierte Geburtshilfe zu betreiben. Dies führt wiederum zu mehr Zufriedenheit und auch Effizienz im Arbeitsalltag.
Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung seitens des Unternehmens wäre auch, sich einige langjährige und massiv unfaire Betriebsvereinbarungen gemeinsam mit dem Betriebsrat anzusehen und endlich für nachvollziehbare Vertragsbedingungen zu sorgen. Ein erster wichtiger Schritt war die eben von der Gewerkschaft und dem (Z)BR erreichte 100 % Bezahlung von neuen Mitarbeitern im KUK – und nicht mehr wie bisher nur 95 % !!!!!
Auch die faire Bezahlung von Hebammen wurde von Seiten des Landes OÖ noch immer nicht gelöst. Hebammen kämpfen seit 20 Jahren um eine gerechte Einstufung, mindestens entsprechend des MTDs. Nahezu jedes Bundesland in Österreich hat die Berufsgruppe der Hebammen schon seit etlichen Jahren gleich dem MTD (Physiotherapeuten, Radiologieassistentinnen, Ergotherapeuten, MTD, ect) eingestuft. OÖ hinkt hier massiv nach und erkennt das wirklich sehr fordernde und eigenverantwortliche Berufsfeld der Hebammen noch immer nicht an. Die Eigenverantwortlichkeit befindet sich bei uns oft in einem Bereich, der sehr gefährlich werden kann und sich die jeweilige Situation innerhalb von Minuten ändern kann. Eigenverantwortung heißt im Bereich der Hebamme z. B. für eine physiologisch laufende Geburt oder eine Dammnaht die volle Verantwortung zu übernehmen. Wir sind es gewohnt, viel Eigenverantwortung zu tragen. Wir sehen aber nicht mehr ein, dies für so wenig Geld zu tun.
Hier fordern wir das Land OÖ auf, endlich mit der Neueinstufung der Gesundheitsberufe einen Zahn zuzulegen, da mehr als ein Jahr „ist in Arbeit“ genug sind!
Wir Hebammen sind auch weiterhin gewillt, ausgezeichnete Arbeit für unsere Frauen, Kinder und Familien zu leisten. Wir fordern aber auch – gemeinsam mit sämtlichen anderen Gesundheitsberufen – für faire Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung zu sorgen.
Denn nur wenn es den Arbeitenden im Gesundheitsbereich gut geht, können sie alle viel an die ihnen anvertrauten Patientinnen/Patienten geben und auch weiterhin ausgezeichnete und für die Gesellschaft unerlässliche Arbeit leisten!
Das Hebammen-Team des Kreißzimmers